Best of... Februar 2006

Der letzte Pay-Per-View vor der größten Show im Wrestlingbusiness ist vorüber und alle Weichen für die Road to WrestleMania sind gelegt. Erfahrungsgemäß entscheidet sich in dieser Phase – eben der Zeit vom Royal Rumble bis zu WrestleMania – ob die Show ihrem Namen treu bleibt oder nicht. Besonders in diesem Jahr hat natürlich jeder WWE Fan die Angst im Nacken – denn wo sonst wenigstens bei den Big4-PPVs alles im grünen Bereich war, bewies man mit dem Summerslam, den Series und dem Rumble, dass man auch dieses Prinzip nicht mehr so ernst nimmt wie in der Vergangenheit. Die große Frage ist: Macht Vince auch vor WrestleMania keinen Halt? Die Road to WrestleMania soll ersten Aufschluss darüber geben. Damit herzlich Willkommen zum Best of Februar 2006 – einer Ausgabe, die schon ganz im Zeichen des größten PPVs des Jahres steht – Willkommen zum ersten Teil eben dieser Road to WrestleMania.


Beste Storylines und Fehden
1. Undertaker v Kurt Angle
2. Michaels v McMahon
3. Edge v Cena

Die Klasse eines Wrestlers zeigt sich in der Eigenschaft, ein Match oder gar einen PPV jederzeit ohne große Vorbereitung oder langwierige Storyline tragen zu können. In der Regel gilt der Herausforderer auf den großen Titel bei No Way Out als ziemlich arme Socke – denn bis auf die Eddie-Ausnahme ist bei diesem Herausforderer eigentlich immer klar, dass er nur im Main Event steckt, um den Champion bis zu WrestleMania zu beschäftigen. Hier kommen nun die beiden Aussagen der letzten beiden Sätze zusammen und bilden ein Szenario, in dem es nicht gut um Angle und den Undertaker steht: Ohne lange Vorbereitung, nämlich gerade mal drei mickrige Wochen, mussten die beiden einen glaubhaften Main Event auf die Beine stellen, der den Hunger auf WrestleMania antreibt – und das auf dem Hintergrund, dass der Name „Kurt Angle“ inoffiziell schon fest auf der WrestleMania Card im Main Event steht. Sie haben es geschafft. Zwei Faces gegeneinander in einem Match, bei dem vorher klar war, dass es keine historische Bedeutung haben wird. Ein paar Mindgames, eine schöne Szene am Ende des Rumble, die noch häufig wiederholt werden wird – und gar ein interessantes Ende bei No Way Out, dass die Storyline sogar noch bis in den WM-Countdown fortsetzte und nicht sofort verschwinden lies, damit sich der Champ ums „Wesentliche“ kümmern könnte. Alles in Allem bewiesen Angle und der Taker in diese Minifehde also ganz eindeutig das oben beschriebene und rechtfertigen damit ihren Status – sie bewiesen die Klasse eines Wrestlers.

Der WrestleMania-Showstopper in einem Match gegen einen Non-Wrestler? Irgendwie kommt mir das komisch vor... Um damit die Show zu stoppen, muss Michaels mehr aus McMahon herausholen, als es Eddie mit JBL oder Benoit mit seinen Gegnern je getan haben. Und doch bin ich immer noch der Meinung, dass es einfach nicht bei einem normalen Aufeinandertreffen bleiben wird. Dieses „20 Years in the Making“ von Hogan-Vince zieht hier einfach nicht und der Screwjob funktioniert als Aufhänger irgendwie auch nicht so wirklich. Und trotzdem ist dermaßen viel Spannung in dieser Fehde, die einfach nach irgendetwas Großem schreit. Zum einen spielt Shane auf einmal wieder eine Rolle, was einer Storyline bei seinem Showtalent nur gut tun kann. Zum anderen habe ich schon den zweiten Mark-Out in diesem Jahr bekommen, als Marty Janetty zurückkehrte und damit zwangsläufig ein Teil dieser Geschichte wurde. Das „Große“ was ich beschrieben habe, nimmt nun langsam Form an – und das ohne wirklich konkret zu werden. Und genau in dieser Krux liegt die Genialität dieser Storyline, die zwar nicht in einem WrestleMania-Showstopper enden wird, aber doch in gutem Entertainment. Und wehe, dass mit Martys „Entlassung“ gehört nicht zur Storyline!

Edges Titelregentschaft war die Rettung des Glaubens an World Wrestling Entertainment. Der Glaube daran, dass nicht potentielle Merchandising-Verkaufszahlen bestimmen, wer Champion ist. Der Glaube daran, dass die Meinung und die Reaktion des Publikums den Erfolg einer Sache steuern und nicht der starre Wille eines einzelnen mächtigen Mannes.
Edges Titelverlust war beinahe die Zerstörung all dessen. Und doch konnte man durch die Wochen nach dem Rumble alles wenigstens ein wenig besänftigen, und zwar durch die Tatsache, dass die Geschichte weitergeführt wurde und man Edges Darstellung als Übergangschampion – der er nun zwangsläufig war – nicht zu krass darstellte. Dadurch umging man nicht nur, Edges Ruf mit Füßen zu treten, man leitete so auch geschickt die Folgestorys für beide Beteiligten ein – was durchaus nicht ganz einfach war, da sowohl Triple H als auch Mick Foley zuvor in keinerlei Verbindung mit Cena oder Edge standen.


Schlechteste Storylines und Fehden
1. Eddie hätte es so gewollt...
2. Benoit v Booker
3. MNM v Matt Hardy

Ganz ehrlich? Eddie hätte DAS mit Sicherheit nicht gewollt. Ich meine, ich kannte Eddie nicht persönlich, aber trotzdem mag ich mich soweit aus dem Fenster lehnen zu behaupten, dass er es nicht gewollt hätte, dass drei Monate nach seinem Tode vor Millionenpublikum und vor Allem vor seinen kleinen Töchtern behauptet würde, er sei nicht im Himmel, sondern in der Hölle. Ich glaube nicht, dass es ihm gefallen hätte, dass man seinen tragischen Tod, die Trauer seiner Familie, seiner Freunde und seiner langjährigen Fans dafür nutzt, um einen Face etwas beliebter und einen Heel etwas verhasster zu machen – um höhere Einschaltquoten zu erzielen. Dass dort ein unreifer Junge wie Randy Orton mitspielt wundert mich nicht. Dass dort jemand mitspielt, der wenige Monate vorher vorgab, nicht der Vater seines eigenen Kindes zu sein und seinen Sohn vor Millionenpublikum in eine traumatische Situation nach der anderen brachte – auch das wundert mich nicht. Dass es aber tatsächlich Menschen gibt, die es als angemessen erachten, die Chance, Profit aus dem Tode eines Menschen zu schöpfen, der nicht mal 100 Tage zurückliegt, dann kriege ich das Kotzen. Eddie hätte das ganz bestimmt nicht so gewollt.

Eigentlich gibt es in diesem Monat erstmals etwas Gutes über die US-Title-Fehde zwischen Chris Benoit und Booker T zu berichten, und trotzdem taucht sie hier auf dieser Liste auf. Mit dem „erstmals Guten“ meine ich jedoch nicht den lange überfälligen Titelgewinn Benoits, sondern einzig und allein die Tatsache, dass der ganze Spuk nun endlich ein Ende hat. Es ist vorbei, finito, aus die Maus. Endlich! Endlich kann sich Benoit wieder einem Gegner widmen, mit dem es möglich ist, eine spannende Storyline durchzuziehen und eine Geschichte zu erzählen. Endlich hat Booker eine Fehde, in der er einer Type gegenübersteht, die keinen großen Gegner braucht, um zu unterhalten. Benoit funktioniert einfach nicht gegen uncharismatische Leute – zu denen mittlerweile Booker T leider einfach dazuzählt. Ebenso funktioniert Booker nicht gegen einen Mann, der wegen seiner Skills und nicht wegen seines Charakters bejubelt wird. Die ganze öde Geschichte, dass Booker T Champ wurde, ohne selbst angetreten zu sein, dass er sich in Matches ersetzen ließ durch Männer wie Orton oder Finlay – das war einfach ätzend. Es war blöd, langweilig und belanglos. Und endlich ist es vorbei. Ich freue mich auf zwei Fehden, die bei WresleMania enden werden – ich freue mich auf das US-Title-Match zwischen JBL und Benoit, genauso wir ich mich auf das Match zwischen Booker und dem Boogeyman freue. Es ist vorbei! Danke!

Über den klinischen Tod der Tag Team Szene bei RAW brauche ich hier wohl keine Wort verlieren. Es fehlt dort einfach an Medizin für die Tag-Team-Grippe. Smackdown hat von dieser Medizin jedoch reichlich. Da sind die Mexicools, London und Kendrick, the Gymini, Regal und Burchill, die Dicks, Vito und Nunzio und allen voran natürlich das wohl beste Tag Team seit Edge&Christian, die aktuellen Champs MNM. Und was passiert? Wer tritt beim PPV gegen die Champions an? Nicht die Dicks, nein, die werden nicht nur mit einem dulligen Gimmick versehen, sondern kurzerhand entlassen. Die Mexicools? Nein, die auch nicht – die standen schließlich in einem 9-Mann-Opener, wie Nunzio, Kendrick und London auch. The Gymini – die haben wichtigeres zu tun, als aufgebaut zu werden, die müssen schließlich Woche für Woche gegen Jobber-Teams ein und dieselbe Show abliefern. Wer bleibt noch? Regal und Burchill – die absolut göttlichen Briten, deren Chance mehr als überfällig ist? Nein, die sinds auch nicht, weil Burchill doch auf einmal ein Nachfahre vom angenehmen Captain Blackbeart ist und Regal diese Tatsache blöd findet (womit er übrigens nicht alleine ist). Kommen wir also zu Auflösung. Gegner sind Matt Hardy und ein Mystery Partner, der sich logischer Weise nicht als Storyline-Partner Animal, sonder als Rothaut-Langweiler Tatanka herausstellt. Hardy und Tatanka besiegen die Champions! Ist aber nicht schlimm – um den Titel ging es nämlich nicht. Warum auch. Bei einem PPV. Habt ihr manchmal auch das Bedürfnis, Euch irgendeinen Gegenstand auf den Kopf zu hauen?

Bei der Vergabe des Punktes gibt es einen Zwiespalt. Bei RAW gibt es zwei bedeutende Storylines. Die um den Titel und die HBK-Geschichte. Viel mehr ist da aber nicht. Bei Smackdown gibt es reichlich kleine Fehdchen und Geschichtchen – einiges davon stinkt aber zum Himmel. Schalten wir den Naivitätsmodus ein und werten die Tag-Team-Sache als Ausrutscher und buchen die Eddie-Geschichte unter Dummheit, dann gebe ich den Punkt an Smackdown.


Beste Gimmicks
1. „Rated R Superstar“ Edge
2. Gregory Helms
3. Triple H

Wie auch im Vormonat steht Edge auf der Pole Position, weil er momentan einfach rult wie kein Zweiter bei World Wrestling Entertainment. Den Titelverlust hat er weggesteckt und durch seine momentane Darstellung schafft er es sogar, ein No-Go wie Maria in eine Storyline und gar ein Match einzubeziehen. Mit Foley steht Edge nun ein gleichwertig charismatischer Gegner gegenüber, der ihn bei WrestleMania in einem ausreichend großen Spot stehen lassen wird. Durch Foleys Status kann man ihn nach WM einfach wieder verschwinden lassen und Edge stünde ohne Umwege direkt wieder im Main Event. Da es zwangsläufig zum ungewollten Doppelturn beim HHH-Cena Match kommen wird, könnte man drauf aufbauen und Hunter einfach noch Face bleiben lassen – was zu meiner absoluten Wunschfehde um den WWE Title bei RAW führen würde. Edge ist momentan einfach das heißeste was WWE zu bieten hat und das muss ausgenutzt werden. Er hat bewiesen, dass er ein Entertainer ist und diese Company als Performer leiten kann. Gebt ihm die Chance, es dauerhaft zu beweisen.

Helms spielt zwar nicht in der gleichen Liga wie Edge, Triple H, Michaels, Angle oder der Undertaker, aber trotzdem will ich ihn hier nennen. Was das Hurricane-Gimmick angeht, hatte ich nämlich ähnliche Befürchtungen, wie sie auch bei Nick Dinsmore’s Eugene Charakter laut werden – nämlich, dass es keine Zukunft für den Wrestler nach diesem Gimmick geben wird. Helms hat bewiesen, dass er nicht mehr der Hurricane ist. Er ist nun Gregory Helms, bester Cruiserweight Champion aller Zeiten. Das Publikum nimmt ihn an und dadurch geschieht etwas, was ein Nunzio, Kid Kash oder Funaki nicht geschafft haben: Dem Cruiserweight Titel wird wieder Bedeutung verliehen. Hoffen wir das Beste.

Lange hat er sich zurückgehalten. Er hat die Pflichtfehde gegen Ric Flair hinter sich gebracht, er hat zu Gunsten einer Fehde mit the Big Show auf die Chamber verzichtet. Jetzt hat das alles ein Ende und Triple H ist wieder da. Was ich so toll daran finde ist, dass es zwei parallel laufende Storylines um seine Titeljagd geben wird – die offizielle und die inoffizielle. Offiziell ist er Heel und Jagd den Überface-Champion. Inoffiziell ist er der Mann, der Cena bei WrestleMania in den Arsch tritt und dieser traurigen Regentschaft ein für alle Mal ein Ende bereitet. Ich freue mich wie ein kleines Kind darauf, wie Triple H mit dieser Doppelrolle fertig werden wird. Dass er ein guter Face ist, hat er in der Vergangenheit bewiesen. Dass er ein großartiger Heel ist, beweist er Woche für Woche aufs Neue. Ob er heute aber noch einer Tweener-Rolle gerecht werden kann, einer Rolle, die er seit dX nicht mehr gespielt hat, darauf bin ich gespannt. Ich glaube es wird eine gute Zeit und der King of Kings wird ein weiteres Mal in die Form seines Lebens zurückkehren.


Schlechteste Gimmicks
1. Mark Henry
2. John Cena
3. Val Venis

Kennt ihr Bullshit Bingo? Wir spielen das auf der Arbeit Hin und Wieder mal. Für die, die es nicht kennen, es geht so: Bevor man in einen Besprechungstermin geht, denkt sich jeder drei grausame Wörter aus und schreibt sie auf einen Zettel. Wenn in dem Termin eines dieser drei Wörter fällt, markiert er sich dieses – bei allen drei Begriffen ist das Spiel gewonnen und der Sieger schreit „Bullshit Bingo“. Lustig ist das Spiel aus dem Grund, weil außer den Mitspielern niemand in der Besprechung von dem Spiel weiß. Sie sind die Ahnungslosen und fragen sich nicht zu selten, was die anderen da für einen Mist verzapfen.
Vincent Kennedy McMahon ist der unangefochtene World Champion im internationalen Bullshit-Bingo. Die Ahnungslosen sind die Wrestlingfans, die Mitspieler seine Angestellten und sein aktueller Lieblingsbegriff ist „Mark Henry“. Und mit diesem Namen gewinnt Vince eine Runde nach der anderen.
Mark Henry kann nicht wrestlen. Mark Henry ist seit fast 10 Jahren in der Liga, ohne jemals von Bedeutung gewesen zu sein. Er hatte nur eine Titelregentschaft. Sie begann, indem er den Titel geschenkt bekam und endete bei seiner ersten Titelverteidigung. Mark Henry kann mit dem Mikrophon so gut umgehen, wie ein Huhn mit einem Fahrrad, er verfügt über das Charisma eines Steins und ist in Sachen Belanglosigkeit nur von Germanys Next Topmodel zu übertreffen.
Es macht einfach keinen Spaß, andauernd immer nur John Cena zu bashen. Mark Henry ist viel schlimmer.

Ach was soll’s. Cena-Bashing macht aber auch so viel Spaß...
Bei Cena gibt es aber einen gewaltigen Unterschied zu Mark Henry. Cena kann unterhalten. Aus unbegreiflichen Gründen, tut er es aber nicht. Man gibt ihm nicht die Chance, weil man ihn eine Rolle presst, in der er vielleicht die eine oder andere CD verkauft, in den Shows aber ständig entgegen seiner Rolle ausgepfiffen wird. Wenn die WWE tatsächlich einen Face-Cena gegen Heel-Hunter Fight bei WrestleMania durchziehen will, dann fallen sie so sehr auf die Klappe, wie bisher noch nie mit John Cena. John Cena machte Angle zum Face, er machte Edge für einen Abend zum Babyface und mit Hunter wird mindestens dasselbe geschehen. Es fällt mir schwer, Monat für Monat neue Argumente gegen John Cena’s aktuellen On-Air-Charakter zu finden – das liegt aber nicht ausschließlich am Mangel an Kreativität meinerseits, sondern vielmehr darin, dass die Argumente von vor 6 Monaten heute einfach immer noch genauso aktuell sind wie damals. Cena sucks – wenn man nichts unternimmt, wird das am 02. April das wohl meistgesagte Wortdouble in Chicago sein. Und womit? Mit Recht.

Helms habe ich als Repräsentant für gutes Lowercard-Gimmickwork in die obige Liste mit aufgenommen. Val Venis soll den Gegenpart darstellen. Ihn bringe ich hier in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder, weil es mir einfach unbegreiflich ist, wie man dieses riesengroße Talent und Potential so konsequent unausgeschöpft lässt und ihn dermaßen ignoriert. Val Venis war immer ein fester Bestandteil der Midcard und könnte das auch heute noch sein, vielleicht sogar noch mehr. Anstatt Leute wie Goldust andauernd wieder zu verpflichten, nur um ihn kurze Zeit wieder zu entlassen, könnte man doch einfach Venis mal wieder dahin zurückholen, wo er hingehört. Nein, wenn er schon mal einen RAW-Auftritt gegönnt bekommt, dann um die Tag-Titles von Big Show und Kane mal wieder ins Gedächtnis des Publikums zu rufen oder um sich in irgendeinem Qualifikationsmatch für irgendetwas nicht zu qualifizieren. Man könnte Venis so einfach ins Money in the Bank Match stecken und somit wieder für die breite Masse interessant machen. Aber man tut’s nicht. Es ist mir unbegreiflich.

Moment... Mark Henry. John Cena. Val Venis. Jaaa!!! Bullshit-Bingo!!! Ich hab gewonnen! Und mit mir Smackdown, da ich den Punkt hierher vergebe. Zwar ist Henry der größte Dorn in meinem Auge, Impulsen wie Boogeyman, Finlay, Burchill oder den Mexicools stehen aber lediglich 5 männliche Cheerleader und ein wrestlender Groupie gegenüber.


Wrestler des Monats
1. Randy Orton
2. Kurt Angle
3. Rey Mysterio

Geschmacklos – Ja. Erfolglos – Nein. Beschränkt man Randy Ortons Monat mal nicht nur auf die getroffenen Aussagen in der Eddie-in-Hell-Storyline, sondern auf das, was er erreicht hat, dann kommt man nicht umhin zu sagen, dass der Februar sein Monat war. Platz zwei im Rumble, eine Fehde mit dem Gewinner und dann der Gewinn des Main Event Spots bei WrestleMania. Abgerundet wird das Ganze dadurch, dass er wieder einen ähnlichen Status hat, wie zu seiner damaligen „Have a look at Greatness“-Glanzzeit. Wir erleben nach der „Legend Killer“-, der „Greatness“- und der „Legend Killer Reloaded“-Phase nun mit der „Destiny“-Ära die Vierte und vielleicht bisher beste Orton-Heel-Phase in seiner jungen Karriere. Momentan spricht alles dafür, dass dies seine Krönung im Titelgewinn bei WrestleMania findet wird – und schlecht find ich das irgendwie nicht.

Da gewinnt Angle endlich wieder einen der großen Titel und gleich als erstes steckt man ihn in eine Fehde mit Mark Henry. Ob er sich da nicht lieber noch eine Weile für John Cena hingelegt hätte? Man weiß es nicht. Jedenfalls war Henry nach dem Rumble abgefertigt und Kurt Angle befand sich endlich wieder in einer Storyline mit einem ganz großen Namen und wie schon oben erwähnt, wurde er dieser Rolle mal wieder mehr als gerecht. Obwohl zur Belanglosigkeit verdammt, haben sowohl Kurt Angle als auch der Undertaker mit dieser Kurzfehde einen neuen Maßstab – nicht gesetzt, aber zumindest reaktiviert. Zwei große Namen kämpfen um einen großen Titel. Das Resultat des Ganzen: Die Werthaltung des Gürtels. Eben dieser Wert des Gürtels war nach dem plötzlichen und sehr chaotischen Titelwechsel schließlich am meisten gefährdet. Kurt Angle ist in kürzester Zeit wieder an der Spitze und bereit, WrestleMania zu tragen. Er kann es – und er wird es.

Vieles spricht für das neu gefundene WM-Dreieck, denn mit Rey Mysterio taucht hier nun der dritte Name nach Angle und Orton auf, der im Main Event bei WrestleMania um den World Heavyweight Title antreten wird. Ich bin somit sehr guter Dinge, dass wenn man sich von der Eddie-Schiene wieder ein wenig löst, etwas Gutes mit den Dreien auf die Beine stellen wird. Mit diesen drei Namen braucht man keinen toten Menschen, um Würze in die Geschichte zu bringen – das muss auch anders gehen. Rey Mysterio hat man durch dieses Mittel in den Main Event bekommen. Unschön, aber nun mal passiert – doch in seiner neuen Rolle gefällt er mir recht gut. Rey Mysterio gewinnt den Royal Rumble, Rey Mysterio steht im wichtigsten Match des Jahres, und alleine das rechtfertigt, ihn hier in einem Atemzug mit seinen beiden Kontrahenten zu nennen. Ich denke, wir erleben momentan den Karrierehöhepunkt von Rey Mysterio. Gespannt bin ich, wie lange dieser halten wird.

Eindeutig Smackdown. Man hat hier gezeigt, wie man den plötzlichen Verlust dreier Topstars nach anfänglichen Schwierigkeiten doch recht schnell kompensieren kann. Mit Rey-Orton-Angle gibt es ein Dreieck mit schier unausschöpflichem Potential – und 4 Wochen Zeit herauszuschöpfen, was auch immer geht. Macht was draus.


Matches und PPV-Tops
1. Kurt v Undertaker /NoWayOut
2. Cruiserweight Match /NoWayOut
3. Mysterio v Orton /NoWayOut

Endlich gab es mal wieder einen Pay-Per-View, dessen Matchqualität es zulässt, eine Top3 in dieser Kategorie zu erstellen. Der Main Event von No Way Out war nahezu perfekt und wäre gar einer WrestleMania würdig gewesen. Dass Kurt Angle alles kann, was ein Wrestlingring zulässt, das wissen wir. Dass der Undertaker oftmals aber nur durch sein Gimmick in seinen In-Ring-Performances gebremst wird, dass hat er uns gemeinsam mit Kurt Angle bei No Way Out bewiesen. Das Gimmick wurde nach dem Einmarsch ausgeschaltet und wir sahen ein Match voller Spannung und mit einem der wrestlerisch wohl beeindruckendsten Finishs, die ich vom Undertaker jemals gesehen habe. Ganz große Show.

Teilt man die Matchdauer durch die Teilnehmer am Opener von No Way Out, dann kommt jeder einzelne zwar nur auf knapp 2 Minuten, das ist beim Royal Rumble in der Regel aber auch so und der weiß schließlich auch zu unterhalten. Helms gegen die Cruiserweights hatte eine interessante Geschichte, war also kein einfach so dahin geklatschtes Invitational, sondern festigte Helms’ Einer-gegen-Alle-Gimmick. Außerdem wurden in den knapp 18 Minuten einige sehr schöne Spots gezeigt, die den Cruiserweight Title so gut aussehen lassen haben, wie schon lange nicht mehr. Nur – wo zum Teufel waren Noble und Daivari?? Naja, egal. Ich fands gut.

Gut fand ich auch das Match zwischen Rey und Orton. Solides Wrestling und vor Allem mal wieder ein schön konstruierter Spannungsbogen. Oftmals sah man in der letzten Zeit ziemlich wirre Kämpfe, die den Eindruck erweckten, dass die Matches nur noch lästiges Beiwerk zu den erzählten Seifenopern seien – doch dieses Match war nicht Beiwerk zur Story, sondern es erzählte die Story. Das Ende war zwar Standard, aber trotzdem passend und öffnete die Tür für das Triple Threat, ohne auf die zwei Jahre alte Benoit-HBK-HHH-Konstellation zurückgreifen zu müssen.

Alles in Allem bewies man bei WWE, dass man durchaus noch in der Lage dazu ist, PPV’s zu gestalten und zeichnete damit einen beunruhigenden Trend ab, in dem die Roster-Only-PPVs besser abschneiden als die Big4. Punkt für Smackdown.


Das Überflüssigste zum Schluss
1. Der falsche Fokus bei den Big4
2. Die Midcard
3. Mark Henry v the Undertaker bei WrestleMania 22

Und genau bei der Thematik möchte ich auch bleiben. Es ist schon auffällig, dass gerade die großen 4 PPVs (zumindest die letzten 3) nicht die gewohnte Stärke besaßen und besonders der Summerslam grottenschlecht war, während die Roster-Only-PPV’s doch immer mal wieder erfrischend unterhaltsam sind, wie zuletzt bei No Way Out zu beobachten war. In meinen Augen liegt das am falschen Fokus der WWE-Chefetage, die immer mehr versuchen, die großen Events mit Legenden und arg konstruierten Fehden interessant zu machen, als auf das Potential des aktuellen Rosters und der möglichen Geschichten zu setzen. Es ist mehr als offensichtlich, dass seit vielen Monaten nur auf TripleH gegen Cena hinkonstruiert wird. Das Konstrukt um Batista wurde einfach durch Angle ersetzt – Vince gegen Shawn hätte es ohne die anstehende WrestleMania wohl auch nicht gegeben. Hoffentlich legt man sich mit dieser Art und Weise nach den 3 doch eher enttäuschenden Big-PPVs mit WrestleMania nicht das vierte und dickste Ei.

Ein weiteres Problem dürfte die übertriebene Konzentration auf die Upper Card sein. Es macht den Eindruck, besonders bei RAW, dass es nicht mehr die drei Stufen „Upper Card“, „Midcard“ und „Lower Card“ gibt, sondern nur noch „Main Event“, die Warteschleife für den Main Event und die Heat-Mannschaft. Big Show, RVD, Kane, Masters, Carlito, Benjamin, Flair – sie alle dümpeln seit mehreren Wochen quasi storylinelos in den Shows herum. Mit ihnen werden keine Geschichten mehr erzählt, sie treten lediglich hin und wieder in unterschiedlichen Konstellationen gegeneinander an. So wie es aussieht wird das Money in the Bank Match das einzige sein, bei dem die RAW-Midcard bei WrestleMania vertreten sein wird. Und das ist traurig.

Man mag bereits bemerkt haben, dass ich nicht zu den größten Befürwortern von Mark Henry gehöre. Nachdem wir den Rumble und seine World-Title-Fehde nun hinter uns haben, erwartet uns nun aber ein neuer Meilenstein in Sachen Belanglosigkeit. Der Undertaker hat allen bei No Way Out bewiesen, dass er noch mitspielen kann, wenn er will. WrestleMania steht an und in der Regel ist der Taker ein Selbstgänger was diesen Event angeht. Ihm Mark Henry als Gegner gegenüberzustellen sehe ich allerdings als gnadenlose Beleidigung seiner Karriere und seiner aktuellen Leistung an. Für WrestleMania hat der Undertaker etwas Besseres verdient.


Unterm Strich

Die halbe Strecke auf der Reise nach WrestleMania haben wir hinter uns und ein klarer Trend ist erkennbar. Heute, vier Wochen vor der Show kennen wir bereits die gröbsten Züge der Card und vieles davon habe ich hier versucht zu bewerten.

Nach Showpunkten geht der Februar 4 : 0 an Smackdown.

So eindeutig, wie sich dieses Ergebnis zu Gunsten Smackdowns hier anhört, war der Monat Februar natürlich nicht gestrickt – und doch hatten Teddys Leute in allen Belangen die Nase für mein Befinden ein kleines bisschen weiter vorn. Zum heutigen Zeitpunkt rechne ich noch fest mit dem Erfolg von WrestleMania und umso mehr würde ich jetzt schon gerne die Ausgabe meiner März-Kolumne lesen, um zu sehen, wie holprig sich die zweite Hälfte der 22sten Road to WrestelMania gestaltet.

Ein guter Monat liegt hinter uns und erfahrungsgemäß liegt der beste Monat des Jahres unmittelbar vor uns. Ich wünsch Euch einen schönen März und natürlich eine gute Zeit,

Bis denn,

Euer Ben